Als ich Mitte der 90er Jahre aufgrund einer Anforderung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit – Projektname „RadHelmSpieleFest“ – begann, mich mit praktischen Radfahr-Übungen für Kinder zu befassen, stand das Radfahrkönnen sozusagen außer Frage. Im schulischen Bereich konzentrierte man sich auf die Verkehrsbildung, das heißt auf Regelkenntnisse, Gefahrenbewusstsein, Verhalten als Radfahrer:in im Straßenverkehr. Die Radfahrausbildung der Kinder diente lediglich der Vorbereitung auf die Freiwillige Radfahrprüfung und die einzige sportliche Herangehensweise war der Wettbewerb „Meister auf 2 Rädern“, der vom ÖAMTC begleitet wurde.
Radfahren konnte jede/r, die/der nicht gleich vom Sattel stürzte und der Helm war damals noch unbeliebter als heute.
Alles Handarbeit: Peter Jahn beim Bau eines Radworkshop-Hindernisses.
RadHelmSpieleFest in den 90er Jahren
Damals waren meine eigenen Kinder gerade im Volksschul- bzw. Kindergartenalter. Hochwertige Kinderräder waren praktisch nicht existent.
Das Bike Festival am Rathausplatz der ARGUS – bei dem wir seit Anbeginn dabei sind – war „geduldet“ und noch lange kein Publikumsmagnet. Die Mountainbikes hatten fast alle Stahlrahmen und für Scheibenbremsen hätte man gemordet.
Schon damals hat meine Agentur – aus ACTup wurde 2019 die CAP-Kindersicherheit GmbH – die Form jener Hindernisse entwickelt, die wir noch heute verwenden und die mittlerweile auch gerne kopiert werden.
Nach einer längeren Pause, in der die Kindersicherheit im Auto im Vordergrund meiner Arbeit stand, hat sich mein Team 2003, mit Förderung der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt, wieder stärker dem Thema Radfahren und Kinder zugewandt. Gemeinsam mit dem damaligen Partner Kiwaski – Präventionsentwicklung & Sicherheitspädagogik – haben wir das Grundkonzept des „RadHelmSpieleFestes“ modernisiert und noch besser strukturiert. Während der nächsten Jahre bauten wir unsere Kompetenz im Bereich Radfahren im Grundschulbereich immer weiter aus.
Aller Anfang ist schwer: Vor allem weil das Konzept des AUVA-Radworkshops den Schulen noch völlig neu war. Zuallererst mussten wir das Vertrauen der Schulen gewinnen und sie für die noch unbekannte Initiative begeistern. Darüber hinaus: Wer beim AUVA-Radworkshop dabei sein will, der muss bestimmte Teilnahmebedingungen erfüllen und sich bewerben. Einfach aufzeigen reicht nicht. Da ist die Mitarbeit der Schulen gefragt.
Außerdem war auch damals schon die Nachfrage am Projekt deutlich höher als das Angebot, und damit eine Zusage genauso wahrscheinlich wie eine Absage. Aufgrund der österreichweiten Verteilung der Einsatztage war und ist es auch nicht möglich Wunschterminen nachzukommen. Denn, um so viele Schulen bedienen zu können, muss jeder Tag genutzt werden. Auch die Bereitstellung der eigenen Räder und Helme sorgte anfänglich für Unmut. Dagegen kam unser "Zeugnis für die Eltern" bei den Lehrkräften sehr gut an.
Rad- und Helm-Check: Damals gab´s für die Eltern noch ein Zeugnis.
Obwohl der AUVA-Radworkshop in erster Linie ein Standortbestimmungsprogramm ist, bei dem der Radfahrstatus der Kinder ermittelt wird, konnten auch radfahrferne Pädagog:innen und Eltern mühelos erkennen, welche Fortschritte die Kinder in nur einer Stunde machten.
Nachahmung ist die höchste Form der Anerkennung
Mit den Jahren wurden auch die Nachahmer:innen mehr. Fast niemand der nicht zugeben muss, dass er/sie von unserer Vorarbeit profitiert hat. Bis dato ist der AUVA-Radworkshop das einzige bundesweite, einheitliche und flächendeckende Programm zum Thema Radfahrsicherheit. Die jährlichen Feedbacks der Pädagog:innen ergeben eine Schnittbewertung von 1,1 in Schulnoten. Prüfung bestanden.
Der CAPtain ist gefragt: Nicht alle Plätze sind ideal.
Spaß und Sicherheit: Volle Fahrt voraus!
Um die mehr als 300.000 Kinder, die seit 2004 beim AUVA-Radworkshop dabei waren, zu erreichen, bedurfte es großem Einsatz von Pädagog:innen, vieler engagierter und bemühter Eltern-Helfer:innen, hilfreicher Schulwart:innen, Gemeindemitarbeiter:innen, unglaublich motivierter CAPtains und natürlich langjähriger, verlässlicher Partner:innen bei der AUVA und den Landesregierungen. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken!